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Ach die gute alte Zeit …

Kein Stress, keine Computer, kein Lärm und keine Hektik – das Leben war so schön romantisch damals…

Stimmt das? Wie würde mein Leben im Mittelalter aussehen?

Mein Leben im Mittelalter:

„Da wir im Mittelalter sind, könnte ich als einfache Frau natürlich weder lesen noch schreiben. Ich habe entweder irgendwo ein X gemacht oder etwas, was man mir vorlegte, mit meinem Fingerabdruck unterzeichnet. Das kam in meinem Leben bisher einmal vor, ich weiß aber nicht um was es ging. Also eigentlich wäre die Geschichte hier beendet, denn zu den Personen, die schreiben können, habe ich sehr selten Kontakt.“

Meist konnte der Pfarrer ein wenig schreiben. Aber Kontakt hatte man nur, wenn die Bauern den Kirchenzehnten entrichten mussten oder bei Taufen, Heiraten und Begräbnissen. Der Weg zur nächsten Kirche war weit, deshalb waren Beichte und Abendmahl nur einmal im Jahr vorgeschrieben.

„Natürlich würde ich nicht in einer Stadt bzw.  was man damals so Stadt nannte leben . “

Die größten Städte waren Nürnberg, Augsburg, Köln und diese hatten so um 70.000 Einwohner. Aus kleinen, ehemaligen alten Römersiedlungen bildeten sich größere Ansiedlungen, andere bildeten sich um einen Bischofssitz oder eine adelige Burg. Zwar sieht man in den alten Filmen immer wieder Burgen, Schlösser und Klöster und Könige, aber 90% der mittelalterlichen Gesellschaft waren Bauern. In einer hauptsächlich landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft sorgten die Bauern nicht nur für den eigenen, sondern auch für den Unterhalt der restlichen 10% der Bevölkerung.

„Ich über mich: Ich bin 38 Jahre alt, 1,52 m groß, habe graue Haare. Mein Mann ist, bzw. war groß gewachsen 1,65 m und 39,5 Jahre alt. Der Rücken macht ihm von Tag zu Tag mehr zu schaffen. Wir haben 5 Kindern, es waren mal 8, aber die Krankheiten haben sie darin gerafft und die beiden Kleinsten werden den nächsten Winter wohl auch nicht überleben. „

Aufgrund der harten Arbeit und der wenig abwechslungsreichen Ernährung waren die Menschen sehr krankheitsanfällig. Dies erklärt auch die geringe Lebenserwartung von nur knapp 40 Jahren.

Mein Haus: Ich lebe zusammen mit meinem Mann, den Kindern und unserem Vieh  unter einem Dach. Unser Haus ist sehr schön: Ein einfaches Holzhaus mit einem Dach aus Stroh und Schilf gedeckt. „Fenster“ kenne ich nicht, Licht fällt nur durch diese kleinen, mit Gittern gesicherten Öffnungen ins Haus. Im Winter stopfen wir diese Öffnungen mit Stroh zu, damit die Kälte draußen bleibt. Der Fußboden besteht aus gestampftem Lehm. Unser Haus hat einen Raum und in diesem ist unsere offene Feuerstelle, auf der gekocht wird und die Wärme und Licht spendet. Geschlafen wird auf einfachen Strohlagern auf dem Boden. Mein ganzer Stolz sind meine Holzschüssel (aus der wir alle gemeinsam essen) und die drei selbst gefertigten Holzlöffel.“

Messer waren auf dem Lande nicht nötig, da Fleisch selten und teuer war. 

Das Haus und das Land gehören natürlich unserem Grundherrn, dessen Herrenhof wir versorgen. Da der Herrendienst oder Frondienst Vorrang hat, kommt mein Mann erst nach dieser Arbeit dazu unser eigenes, kleines Feld zu bestellen.

„Meine Kleidung: Unsere Kleidung stelle ich selber in Handarbeit aus grobem Leinenstoff und Schafswolle her. Wir tragen kurze Kittel, oder Überwürfe mit weiten Ärmeln, manchmal Beinkleider. Auf dem Feld tragen wir einen Strohhut, der vor der prallen Sonne schützt. Mein Mann und ich besitzen ein paar Schuhe aus Rindsleder, aber die meiste Zeit laufen wir barfuss. Die Schuhe hat mein Mann von seinem Vater geerbt. „

Die seit dem 12. Jahrhundert geltende Kleidervorschrift für die ländliche Bevölkerung gestattete nur die Verwendung der Farben Schwarz und Grau.

„Mein Mann und ich: Mein Mann ist das Oberhaupt der Familie, er arbeitet in erster Linie auf dem Feld. Ich komme in Zeiten der Saat und Ernte hinzu, verrichtete also nicht nur leichtere Arbeit in Haus und Hof. Ich mähe das Getreide, binde die Garben, helfe bei der Heuernte, beim Dreschen, versorgte das Vieh, produziere Butter und Käse und erziehe die Kinder. Wir benutzten einen Hackenpflug, zum Ernten benutzen wir die Sichel. Ach ja, es war keine Liebesheirat: ich war eine kräftige, junge Frau mit einem schönen breiten Becken. Die Felder unserer Eltern lagen beieinander und sie wählten uns als Partner aus, wobei darauf geachtet wurde, dass der Besitzstand in etwa gleich war.“

Der Grundherr hatte allerdings die Möglichkeit Einfluss auf die Wahl seiner abhängigen Bauern zu nehmen. Er konnte Heiraten erzwingen oder auch verbieten. In machen Gegenden mussten die Bauern Abgaben für das Einverständnis ihres Grundherrn zur Heirat zahlen. In diesem Zusammenhang begegnet bzw. hört man auch ab und zu das Recht des Grundherrn auf die 1. Nacht mit der jungen Braut. Dieses Recht gab es zwar, doch wurde es nur selten praktiziert.

PS: „Ich würde gerne noch mehr von meinem Leben berichten, aber mein Rücken schmerzt. Ich bin heute schon vor Sonnenaufgang aufgestanden, habe bis jetzt knapp 14 Stunden hart gearbeitet und es ist bereits weit nach Sonnenuntergang. Ich muss schlafen. Gute Nacht!!“

PPS: Wenn Sie das Mittelalter einmal live erleben möchten, klicken Sie auf  http://mittelalter.kramer-zunft-kurtzweyl.de/ oder sehen Sie im Veranstaltungskalender Ihrer Stadt oder Region einmal nach. Es werden oft mittelalterliche Veranstaltungen in Ihrer Nähe angeboten.

2 Kommentare zu “Ach die gute alte Zeit …”

  1. Ahnen-Netz sagt:

    Hallo!
    Lustiger Beitrag *schmunzel*
    Ich habe mir auch schon öfters überlegt wie es wäre, im Mittelalter zu leben.
    Aus unserer Sicht wäre das mit Sicherheit sehr anstrengend, aber ich denke wenn man nichts anderes kennen gelernt hat, und man die Arbeit und die Umstände gewohnt ist, kann man genauso zufrieden leben wie wir es heute tun…
    Viele Grüße
    Ahnen-Netz

  2. Frank Schmidt sagt:

    Das war wohl kein Zuckerschlecken… Aber es ist doch interessant, dass wir immer noch viele Sinnsprüche aus der Zeit verwenden. Zum Beispiel ins Fettnäpfchen treten. Aber ehrlich tauschen möchte ich nicht.


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